In seinem Werk „Bevor Humboldt kam“ bietet Harald Stark spannende Einblicke in die Entwicklung des Montanwesens im 18. Jahrhundert – eine Zeit voller Herausforderungen, Innovationen und erstaunlicher Persönlichkeiten.
Alexander von Humboldt, der berühmte Naturforscher, wird zu Recht als prägender Akteur der Bergbaugeschichte Oberfrankens gefeiert, doch war er keinesfalls der Erste, der sich um diesen wichtigen Wirtschaftszweig nachdrücklich und nachhaltig verdient gemacht hat. Nachweisen konnte das der Kulmbacher Autor Harald Stark, dessen neues Buch „Bevor Humboldt kam“ eine elementare Lücke in der Montangeschichte des Fichtelgebirges schließt. Nach jahrelangen Recherchen konnte es am Donnerstag der Öffentlichkeit im Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel präsentiert werden.
Als Verleger fungierte der Fichtelgebirgsverein, dessen stellvertretender Hauptvorsitzender Dr. Adrian Roßner die Herausgabe verantwortet. „Ich freue mich wirklich sehr, dass dieses erstaunliche und eindrückliche Werk den 20. Band unserer Reihe „Das Fichtelgebirge“ darstellt, in der in den letzten Jahrzehnten zahlreiche namhafte Autoren grundlegende Monografien zur Heimatgeschichte publiziert haben“ sagte er direkt zu Beginn des Abends, ehe er an Autor Harald Stark übergab.
In einem beeindruckenden Ritt durch die Jahrhunderte stellte dieser anschließend die wichtigsten Erkenntnisse seiner Arbeit vor: So machte er deutlich, dass das Fichtelgebirge schon lange vor Humboldts Wirken ein bedeutender Schauplatz des Bergbaus gewesen ist, der allerdings unter den Krisen insbesondere des 17. Jahrhunderts stark zu leiden gehabt hatte. Bislang sei man stets davon ausgegangen, dass es erst Alexander von Humboldt, der ab 1793 in der Region aktiv war, gelang, die elementaren Probleme zu beseitigen. Anhand nun erstmals ausgewerteter Quellen konnte Stark zeigen, dass sich das Montanwesen indes bereits unter der Federführung von Pionieren wie Johann Georg Ullmann, einem herausragenden Bergmeister und Kartografen, trotz widriger Umstände und wiederkehrender Rückschläge in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erneut zu einem wichtigen Wirtschaftszweig des Fürstentums Bayreuth entwickelt hatte.
Diese Epoche der Montangeschichte ist gekennzeichnet von ambitionierten Projekten, wie dem Bau von Stollen und Wasserkünsten, die den Grundwassereintritt in tieferen Erzschichten verhindern sollten, wie auch durch die technische Modernisierungen, die Ullmann vorantrieb. Selbst gegen den Holzmangel, der den Bergbau erheblich beeinträchtigte, kämpfte er rigoros an – und das, obwohl viele seiner Ideen aufgrund klammer Kassen nicht umgesetzt werden konnten. Mit präzisen Vermessungen und visionärem Handeln schuf er so die Grundlagen, die später von Humboldt weiterentwickelt werden konnten.
Ein weiterer besonderer Höhepunkt in Starks Werk ist die lebendige Beschreibung der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen jener Zeit: Die engen Verflechtungen zwischen Bergbau, Handel und Politik werden anhand historischer Dokumente und Ullmanns akribischen Aufzeichnungen eindrucksvoll illustriert. So berichtet der Autor detailliert von der “Bergparade von Wunsiedel”, bei der 147 Bergleute den Markgrafen Georg Friedrich Carl feierlich empfingen und die somit auch die Wertschätzung der Fürsten gegenüber der montanen Tradition zum Ausdruck brachte.
Mit „Bevor Humboldt kam“ gelingt es Harald Stark, die Aufmerksamkeit auf eine bisher wenig beleuchtete Epoche der Wirtschaftsgeschichte des Fichtelgebirges zu lenken. Der Bergbau wird hier nicht nur als technisches, sondern auch als kulturelles Erbe dargestellt. Die Leser erfahren von den Hoffnungen und Enttäuschungen der Bergbauunternehmer, den Herausforderungen des Handels und den Innovationen, die aus einer Zeit wirtschaftlicher Not geboren wurden.
Diese faszinierende Reise in die Vergangenheit lässt keinen Zweifel daran, dass das Fichtelgebirge nicht nur durch Alexander von Humboldt, sondern auch durch die Leistungen seiner Vorgänger geprägt wurde, die durch Erfindergeist und unermüdlichen Einsatz versuchten, die Region voranzubringen.
Das Buch „Bevor Humboldt kam“ von Harald Stark ist zum Preis von 14,90€ in den Buchhandlungen der Region und direkt beim Fichtelgebirgsverein in Wunsiedel erhältlich.
Bild: FGV v.l.n.r. Buchautor Harald Stark, Dr. Adrian Roßner