Der Fichtelgebirgsverein schult Interessierte, die ehrenamtlich Wanderwege markieren und kontrollieren.
Sie stützen sich auf die Verfassung und sogar auf eine DIN-Norm.
Zwölf Frauen und Männer aus dem Fichtelgebirge lernen eine neue Sprache. So sieht es jedenfalls Christian Kreipe. Für den Wegereferent des Fichtelgebirgsvereins (FGV) ist Markieren wie eine Sprache. Am Samstag hat er damit begonnen, die Wanderfreunde zu Wegepaten auszubilden – und machte sie schon einmal mit den Grundregeln vertraut. Da gibt es Rufzeichen und Bestätigungszeichen, da gibt es vorgegebene Entfernungen – und in Deutschland natürlich eine DIN-Norm für Wegweiser.
Wegepaten des FGV
Für die 49 Ortsvereine des FGV sind derzeit 120 Wegepaten im Einsatz. Ausgebildet wurden in den vergangenen Jahren etwa 140 Frauen und Männer. Einige von ihnen sind zugleich Wegewarte, andere arbeiten diesen zu. Die Ausbildung umfasst drei Kurse an Samstagen in Theorie und Praxis und dauert jeweils vier bis fünf Stunden.
Das Ziel der ehrenamtlichen Wegemarkierer formuliert der Wegereferent so: “Jeder Wanderer soll ohne Karte vom Ausgangs- zum Zielpunkt einer Wanderung laufen können.” Dabei leiten ihn Wegweiser und Symbole für die seit Jahrzehnten bekannten Wege, etwa den Höhen-, den Quellen- oder den Egerweg. Diese wollen, wie die Markierungen, gepflegt sein.
Und weil immer weniger Ehrenamtliche bereit waren, solche Aufgaben zu übernehmen, erfand der frühere FGV-Hauptvorsitzende Peter Hottaß aus Gefrees in seinem Ortsverein das Modell der Wegepaten. Diese suchen sich in Absprache mit den Ortsvereinen bestimmte Wege aus dem Netz des Heimatvereins aus, das beachtliche 3700 Kilometer lang ist. Anfangs begleitet von einem Wegewart, sollen sie dafür sorgen, dass ihre Strecke leicht zu begehen ist: frei von Hindernissen und selbstverständlich immer gut bezeichnet.
Nach jedem Winter steht ein Kontrollgang an, der sich im Verlauf des Jahres wiederholen sollte. Haben Wind und Wetter Schäden verursacht, so meldet der Wegepate dies an den zuständigen Forstbetrieb. Nur kleine Arbeiten verrichtet er selbst, etwa das Zurückschneiden von Ästen oder Säubern der Wegweiser – und eben die Kontrolle der Markierungen.
“Auf Sicht” sind diese angebracht. Das heißt: An jeder Kreuzung steht ein Wegweiser, der über Ziel und Symbol für den Weg informiert. 20 Meter weiter folgt ein Schild mit Wegesymbol als Rufzeichen. Nach 50 und danach spätestens nach 300 Metern folgt eine weitere Markierung als Beruhigungszeichen: Und spätestens nach einem Kilometer sollte ein neues Schild stehen. Der Wanderer weiß somit: Hier bin ich richtig.
Insgesamt sind es 14 Regeln, die der Verein den Paten mit auf den Weg gibt. So sollen die Markierungen immer auf der gleichen Seite eines Weges stehen. Führt ein Weg vom Feld in den Wald, so ist ein Symbol deutlich am Waldeingang anzubringen. Und natürlich gibt es Tabus für die Markierer: Kapellen, Kruzifixe oder Bildstöcke.
Unterwegs sind die Markierer und Paten in hoch offiziellem gesetzlichen Auftrag. Der Paragraf 141, 3. 3. der bayerischen Verfassung legt fest: “Staat und Gemeinde sind berechtigt und verpflichtet, der Allgemeinheit die Zugänge zu Bergen, Seen, Flüssen und sonstigen landschaftlichen Schönheiten freizuhalten sowie Wanderwege und Erholungsparks anzulegen.” Für Kreipe ist das Recht auf freien Zugang zur Natur “ein Stück bayerischer Lebensart”.
Der Auftrag, dies zu regeln, geht ganz gezielt an die Vereine, die sich qua Satzung der Pflege der Natur und der Heimat verpflichten, bei uns eben der FGV. Er handelt indirekt im Auftrag von Städten und Gemeinden. Gelegentlich pfuschen den Markierern schon einmal Leute ins Handwerk, die auf eigene Faust markieren, etwa Mountainbiker am Kornberg. “Deren Tafeln sind schlicht illegal”, stellt Christian Kreipe fest. Außerdem würden solche Maßnahmen “das Klima stören”. Und rein rechtlich würde ein bezeichneter Weg für Mountainbiker als befahrbare Straße gewertet. Jedem Zweifler schreibt Kreipe ins Gewissen: “Das Gesetz sagt: Grundsätzlich hat der Fußgänger Vorrang.”
Gelegentlich stören auch noch andere Heimatfreunde das Klima. Wie berichtet, hatten vor einigen Jahren Unbekannte in der nördlichen Oberpfalz die Schilder zerstört, die auf den Fränkischen Gebirgsweg hinweisen. Das Wort “Fränkisch” hatte sie gestört. Nun gibt es dort nur einen Gebirgsweg mit gleichem Symbol, und die Schilder hängen friedlich.
Die Markierer sind natürlich auch angehalten, der Natur Freiräume zu lassen – wie diejenigen, die die Wege angelegt haben. Christian Kreipe erinnert daran, dass 1974 die Route vom Silberhaus zur Platte gezielt um einen Bereich herumgeführt wurde, in dem der Auerhahn lebte. Heute gilt es für die Markierer, auch noch andere Rücksichten zu nehmen. Wegmarkierungen an Bäumen sollen bestenfalls angetackert werden. Denn, so Kreipe: “Jeder Metallspreißel kann im Sägewerk zum Verwerfen des Stammes führen.” Auch Bäume verstehen in gewisser Weise die Sprache der Markierungen.
Artikel aus der Frankenpost vom 12.02.2019 Author Wolfgang Neidhardt