Von Wolfgang Neidhardt

Die Arbeiten werden nach Unterbrechung im Winter bis zum Frühjahr dauern. Der FGV lässt später auch die Besteigungsanlage für die Schüssel reparieren.

Wo im Sommer nach Schauspieler historische Stücke aufführten und vor dem Felsen eine Theaterkulisse stand, sind nun Handwerker im Einsatz auf dem Waldstein – auf einem geschätzt etwa zehn Meter hohen Gerüstzugangsturm, an den sogar noch ein Aufzug angebaut worden ist. Hat man mit dessen Hilfe oder zu Fuß das oberste Plateau erreicht, so fällt der Blick auf die Vorburg des Felsmassivs Rotes Schloss – und auf die Arbeiten, die derzeit im Gange sind. „Erst kommen aus dem Denkmal alle Ritzen raus – und das ,Gemüse‘, alse Wurzelwerk und Pflanzen weg“, erklärt Michael Grosch. Der Leiter des Forstbetriebes Selb. Die weiteren Maßnahmen schildert Bauleiterin Lude Wolfram vom Planungsbüro SEB: „Wir lassen die Mauerfugen freistellen, alten Mörtel entfernen, lassen dann neu verfugen im Hochdruckspritzverfahren. Schließlich wird das Mauerwerk gefestigt durch Verpressen mit Trasskalkmörtel und partielles Vernadeln.“

Grosch begründet die Maßnahme, die den Forsten Bayreuth-Münchberg  und damit dem Freistaat Bayern rund 670 000 Euro kosten wird: „Wenn man nichts macht, setzt sich die Erosion fort, brechen Steine heraus. Wir müssen einfach handeln, um die Stabilität der Ruine zu gewährleisten.“ Den Anstoß zu den Arbeiten hat das Landesamt für Denkmalpflege gegeben. Es ist für das Rote Schloss zuständig, das im 13. Oder 14. Jahrhundert entstanden ist. „Wir müssen hier mit besonderer Vorsicht vorgehen“, erklärt die Bauleiterin. Im kommenden Jahr wird auf dem Waldstein dann auch der Fichtelgebirgsverein (FGV) aktiv. Er lässt dann die Besteigungsanlage zur Burg und zur Schüssel reparieren.

Das behutsame Vorgehen ist bei allen Maßnahmen höchstes Gebot. Denn der Waldstein ist mit seinem alten Buchenbestand nicht nur eines der wenigen Naturwaldreservate im Fichtelgebirge, sondern beherbergt auch einige Naturschätze. Er ist Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH), in dem Lebensräume von Tieren und Pflanzen nach EU-Recht geschützt sind. Botaniker Martin Fechner, der gemeinsam mit Dr. Martin Feulner die Arbeiten begleitet, erklärt: „Hier an der Ruine ist die einzige Stelle weit und breit, an der wir eine besondere Moos-Art gefunden haben mit dem Namen Timmia Bavarica. Sie – und einige weitere seltene Moose und Farne dürfen nicht beeinträchtigt werden.“ Auch ein Archäologe begleitet die Arbeiten. Sollten irgendwelche interessanten Funde gemacht werden, so wird er sie dokumentieren. „Grabungen in größerem Umfang sind nicht geplant“, sagt die Bauleiterin Wolfram.

Die am Waldstein tätige Firma muss in jeder Hinsicht sehr behutsam vorgehen: „Die Arbeiten weisen einen hohen Schwierigkeitsgrad auf. Mitten im Naturschutzgebiet ist es eine große Herausforderung, die Arbeiten wirtschaftlich durchzuführen.“ Erst hätten die Felsen eingerüstet werden müssen – eine Fläche, die ebenso groß ist wie die Mauern selbst. Der erste Bauabschnitt im Eingangsbereich des Roten Schlosses soll bis November abgeschlossen sein. Nach dem Winter sind die südlichen Mauern der Ruine und die Kapellenwand der Ostburg dran. „Wenn alles gut läuft, sollten wir bis Juli fertig sein.“ Und dann wird sich der Waldstein – saniert – so präsentieren, wie ihn die vielen Besucher kennen: eine wilde Fels- und Waldlandschaft ohne Gerüst, vor der dann die nächsten Theateraufführungen stattfinden können.