Mitgliederschwund gebremst, Marketing läuft an, neue Mitarbeiter gewählt: Dem Fichtelgebirgsverein ist um seine Zukunft nicht bange.

Von Wolfgang Neidhardt

Oberwarmensteinach – „Mir ist um unsere Zukunft nicht bange.“ Rainer Schreier geht mit dem Fichtelgebirgsverein (FGV) durchaus optimistisch in die nächsten Jahre – und der Hauptvorsitzende legte dafür bei der Jahreshauptversammlung in Oberwarmensteinach einige Begründungen vor: der Mitgliederschwund des vergangenen Jahres ist gebremst, einige Ortsgruppen sind in Sachen Familie oder Radsport höchst aktiv, das Marketing mit der neuen Mitarbeiterin Carolin Gley läuft gut an – und bei der Versammlung besetzte der Verein auch einige Posten neu. Angesichts der ständig klammer werdenden öffentlichen Kassen sagte Schreier: „Wir werden gebraucht.“

Und für das Marketing und die Sponsoren-Suche mit der Fachfrau Carolin Gley gelte der Satz: „Tu Gutes und rede darüber.“ Im Spätsommer hofft der Verein dann mehr Unterstützer gefunden zu haben. Schon jetzt erhält er deutlich mehr Geld von der Staatsregierung als bisher, etwa für die Wegeförderung. „Hier machen sich die Gespräche mit Umweltminister Torsten Glauber bemerkbar.“ Auch Staatssekretär Martin Schöffel sei dem Verein sehr gewogen und sorge für eine bessere Finanzausstattung. Ein Gewinn sei auch der neue Regierungspräsident Florian Luderschmid, der dem FGV über die Oberfranken-Stiftung mehr Geld zukommen lasse. Der Verein erhält für die Steigerung der Qualität von Wegen und Anlagen 440 000 statt bis zuletzt 300 000 Euro, berichtete Hauptwegewart Christian Kreipe. Neu ist auf Wegweisern die Möglichkeit, auf elektronischem Weg dem Verein Fehlermeldungen und Verbesserungsvorschläge zukommen zu lassen.

War die Zahl der Mitglieder im Jahr 2022 noch um 350 gesunken, so hat sich das Minus im vergangenen Jahr auf 149 reduziert. Zum 31. Dezember 2023 hatte der FGV 13883 Mitglieder, ein Jahr zuvor waren es 14032 gewesen. Vor über 20 Jahren, als in Wunsiedel der Deutsche Wandertag stattfand, hatte der FGV einmal an der 22 000er Grenze gekratzt. „Unser Ziel muss die schwarze Null sein“, sagte Schreier. Ein Silberstreif am Horizont: Im vergangenen Jahr verzeichneten 18 Ortsvereine einen Zuwachs. Carolin Gley etwa, in der Geschäftsstelle in Wunsiedel für Marketing zuständig, hat mit aktiver Familienarbeit den Neusorgern 39 neue Mitglieder beschert. „Auch in Waldershof, Bad Berneck und Weidenberg haben wir ein Plus, weil wir dort neue Felder beackern und zum Beispiel auf die Rad-Schiene setzen“, sagte der Vorsitzende. Er berichtete ferner von zwei gelungenen Fusionen: Arzberg/Schirnding und Goldkronach/Nemmersdorf.

Die Finanzlage sei ganz gut, „aber wir haben viele Investitionen vor der Brust, und das Vermögen schrumpft“, sagte Schreier. Deshalb sei es unumgänglich, dass der FGV seine Beiträge erhöht. Dem stimmten die Mitglieder dann geschlossen zu. Vollmitglieder zahlen künftig 24 statt 20 Euro, Ehegatten 10 statt 8, Jugendliche 6 wie bisher, Familien 37 statt 31, Alleinerziehende 27 statt 23.

Schreier berichtete weiter, dass der FGV enger zusammenrückt mit dem Frankenwaldverein (FWV), dem Oberpfälzer Wald-Verein (OWV) und dem tschechischen Wanderverein KCT. „Mit dessen Präsidium haben wir uns einen Tag lang ausgetauscht und gehen nun grenzüberschreitende Projekte an wie etwa die Verlängerung des Egerweges auf tschechischer Seite, ergänzt durch Info-Tafeln. Hierfür gebe es eine Förderung der Euregio Egrensis. Das Rad-Referat unter Ralf Wittmann und das Naturschutz-Referat unter Dr. Gerhard Kleineidam liefen gut. Demnächst werde der FGV öffentlich Stellung nehmen zu Solarparks und den Vorranggebieten für Windparks in Oberfranken Ost.

„Viel zu lange“ dauere die Entwicklung zur Qualitätsregion, kritisierte der Vorsitzende. „Das stehen sehr viele Hürden auf dem Weg. Die Geschichte läuft seit 2018, und wir hoffen jetzt, dass im Jahr 2025 die Zertifizierung kommt.“ Kritik übte er auch an der schwachen Resonanz aus dem Verein zu einer Werbeaktion im Rotmain-Center in Bayreuth, die auch noch einem guten Zweck dient. Waren im Vorjahr etwa 100 Mitglieder vertreten, so sind es laut Carolin Gley in diesem Jahr allerdings schon 220. „Das ist eine Riesen-Plattform“, sagte Schreier. Und auf dieser verdeutliche der Verein, dass er seit 136 Jahren wertvolle Arbeit in der Region leiste.

Carolin Gley berichtete, dass sich 23 Mitglieder der Fichtelmacher-Kampagne angeschlossen hätten. Mit den Rad- und Komoot-Initiativen sei der Verein auf dem richtigen Weg. Und das Sommerjournal sei eine gute Werbeplattform. Die Zahl der Follower auf Instagram und Facebook steige. Und die Zahl der „Fichtelgeister“ in den Familiengruppen habe sich von 183 im Jahr 2022 über 222 im Jahr 2023 auf 251 in diesem Jahr erhöht. Wittmann berichtete, dass der Internet-Auftritt optimiert werde, sich zwölf Fichtelmacher für Radtouren gefunden hätten und der Verein neue Rad-Trikots anbietet. Auch andere Bekleidung (Wanderjacken, Pullover) biete der FGV in hoher Qualität an, ergänzte Rüdiger Taubald.

Geschäftsführer Stefan Lorke verwies auf den Tag der offenen Tür am 22. Juni und den Tag der Franken am 6. Juli. „Letzteres wird für uns ein Testfeld für künftige Fichtelgebirgstage.“ Von den Unterkunftshäusern berichtete er: das Kösseinehaus läuft wie das Seehaus, in dem Umbauarbeiten anstehen. Für das Asenturm-Gasthaus gelte es ein Gesamtkonzept zu entwickeln. Interessenten für das verwaiste Waldsteinhaus werden sich im Mai präsentieren. Auch in diesem Haus stünden einige Sanierungen an.

Auf den Ochsenkopf ging auch Klaus Bauer, der stellvertretende Landrat des Kreises Bayreuth ein, der zugleich auch für seinen Wunsiedler Kollegen Peter Berek sprach: „Durch die neue Bahn kommen mehr Menschen auf den Ochsenkopf, da müssen wir versuchen, die Infrastruktur anzupassen. Wir können nicht die Lichter ausmachen.“ Auf Nachfrage von Peter Müller, Bad Berneck, bestätigte der Hauptvorsitzende, man mache sich Gedanken, auch über den Verkauf von Häusern. Vom Marktredwitzer und Marktleuthener Haus habe sich der FGV bekanntlich schon vor einigen Jahren getrennt. „Wir holen Preise ein.“

Drei Ämter besetzten die Mitglieder bei Nachwahlen einstimmig neu: Stefan Cordes, von Beruf Justitiar bei der IHK Bayreuth, ist neuer stellvertretender Leister des Referates Rechtsfragen. Dr. Gerhard Kleineidam, vom Beruf in der Energiewirtschaft tätig, der auch den ,Wunsiedler Weg´ mit gestaltet hat, und sich seit Jahren dem Naturschutz und der Landschaftspflege verschrieben hat, leitet das Naturschutzreferat. Sein Leitspruch kommt von einem Indianer: „Wir haben die Erde von unseren Kindern geliehen.“ Und Stefan Unglaub wird künftig an Stelle des verstorbenen Heinrich Henninger den Schlichtungsausschuss leiten, der bislang noch nie tätig werden musste.

Ein verdientes Vorstandmitglied ehrte die FGV-Führung vor Ort: Rüdiger Taubald aus Münchberg erhielt das bronzene Ehrenzeichen. Dieses in Silber bekam Klaus Rossner aus Kirchenlamitz vor Ort überreicht. Als neue Vorsitzende von Ortsgruppen hieß Schreier willkommen Dr. Uwe Siart, Ebnath, der Martin Exner nachfolgt, und Alfons Sandner, Mehlmeisel, der Edwin Prechtl ablöst. Und gerade die neu Gewählten sind es vor allem, die den FGV auf seinem guten Kurs noch ein kleines Stück weiter nach vorne bringen können.

Rüdiger Taubald (links) nahm das Bronzene Ehrenzeichen des FGV entgegen.

Neu in ihren Ämtern sind (nach rechts) Stefan Unglaub, Schlichtungsausschuss, Dr. Gerhard Kleineindam, Naturschutz,

und Stefan Cordes, Rechtsfragen. Mit ihnen freuten sich Hauptvorsitzender Rainer Schreier und Geschäftsführer Stefan Lorke.

Fotos: Wolfgang Neidhardt & Rüdiger Taubald