Der Heimat-, Natur- und Wanderverein will auch für die junge Generation attraktiv werden – und sich in vielerlei Hinsicht weiter öffnen.

Von Wolfgang Neidhardt und Dietmar Herrmann

Wunsiedel – „Wenn ich draußen im Wald unterwegs bin, treffe ich viel junge Leute und Familien.“ Das stellt Stefan Lorke fest, der Geschäftsführer des Fichtelgebirgsvereins (FGV) in Wunsiedel. Die wenigsten aus der jüngeren Generation kennen die vielfältigen Aktivitäten des Vereins oder sind gar Mitglied. Deshalb lautet das Programm des FGV „Öffnung nach vielen Seiten“. Ein kleines Beispiel liefert die Ortsgruppe Thierstein. Seit diesem Jahr bietet sie allmonatlich allen Interessierten Frühschoppenwanderungen auf die höchsten Berge des granitenen Hufeisens an: Kornberg (März), Haberstein (April) und Rudolfstein (Mai) sind die nächsten Ziele.

„Viele nehmen uns in Kniebundhose und Seppelhut wahr. Das sind wir aber nicht“, betont Lorke. „Wir sind auch jung, modern und gehen mit der Zeit.“ In mehreren aktiven Ortsgruppen wie etwa Selb-Plößberg oder Weißenstadt hat die nächste Generation die Führung übernommen und arbeitet aktiv daran, die junge Generation mitzunehmen. Ein weiteres praktisches Beispiel sind die Aktivitäten des FGV in Sachen Radsport, zu denen einen Kampagne zählt mit dem Titel „Fair im Fichtelgebirge“. Ziel: Konfliktfreie Begegnungen zwischen Radfahrern und Wanderern. Auch die Einigung bei der Diskussion um das Bike-Zentrum auf den Kornberg ist ein Signal für die Öffnung und Modernisierung des FGV.

Auch für die traditionellen und seit Jahrzehnten gepflegten klassischen Aufgaben hat der Verein jüngere engagierte Mitarbeiter geworben. An Orten wie Speichersdorf funktioniert die Familienarbeit sehr gut. Eine Naturschutzgruppe ist im Aufbau begriffen und hat sich zahlreiche Themen vorgenommen. Und auch bei der Pflege und Markierung der Wege versuchen die fitten Rentner in den Ortsgruppen jüngere Helfer mit einzubinden.

Schon vor 100 Jahren entstand das mittlerweile 3600 Kilometer lange Wanderwegenetz, das Aussichtspunkte, landschaftliche Besonderheiten und kulturelle Sehenswürdigkeiten verbindet. Viele Ortsgruppen haben zahlreiche Rundwanderungen angelegt und gründlich markiert. Die Ausbildung zum Wegepaten wird ebenso gut angenommen wie die zum Wanderführer. Ein Schritt zur Modernisierung ist die Präsentation vieler attraktiver Ziele auf der Online-Plattform komoot.

Ungebrochener Beliebtheit erfreuen sich die Unterkunftshäuser des FGV wie die nur zu Fuß erreichbaren Kösseine- und Seehaus, aber auch die Asenturm-Gaststätte auf dem Ochsenkopf oder das Waldsteinhaus – alle mitten in einer intakten Natur gelegen und Ziel zahlreicher attraktiver Wanderrouten. Das Weißensteinhaus bei Stammbach und die Tauritzmühle bei Speichersdorf sind weitere gut bewirtschaftete FGV-Häuser. Dazu kommen Selbstversorger-Unterkünfte wie das Vordorfer Haus oder die Siebensternhütte in Meierhof und die von Mitgliedern an Wochenenden bewirtete Gänskopfhütte bei Weidenberg.

Dritter Schwerpunkt des FGV neben Naturschutz und Wandern ist die Kulturarbeit. Äußeres Zeichen dafür ist das Regionalmagazin „Siebenstern“, das alle Themen in sechs Ausgaben pro Jahr ausführlich und gut aufbereitet beleuchtet. Größere Abhandlungen werden in der Schriftenreihe „Unser Fichtelgebirge“ veröffentlicht – und die Homepage des Vereins präsentiert sich aktuell und übersichtlich. Jährlich verleiht der FGV bei seiner Jahreshauptversammlung auch einen Kulturpreis. Aktiv ist er auch im Denkmalschutz durch den Kauf von historisch bedeutsamen Gebäuden wie etwa der Pechhütte, dem ältesten Haus der Stadt Selb.

Heute zählt der FGV über 14 000 Mitglieder in 50 Ortsvereinen oder -gruppen. Seit 18 Jahren sitzen Geschäftsführer, Verwaltung und einige wichtige Ressorts der Zentrale im „Haus des Fichtelgebirges“ in der Theresienstraße in Wunsiedel. Hier findet sich auch eine sehr gut bestückte Regionalbibliothek und der FGV-Shop, in den Wanderartikel, Karten und Heimatliteratur erworben werden kann. Ein unverbindlicher Besuch in diesem altehrwürdigen Haus lohnt in jedem Fall.

 

Bildtexte

Ein Herz auch für Radfahrer hat der Fichtelgebirgsverein. Foto: Florian Fraaß

Kinder haben eine Menge Spaß in der Natur, wie hier von der Ortsgruppe Nagel. Foto: FGV Nagel